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Metrische Grundbegriffe und Notationen 1

Takt: Der Takt ist eine fest abgegrenzte, wiederkehrende Zeiteinheit. Jeder Takt enthält nur eine betonte Silbe (Hebung) und setzt mit dieser an. Anfang und Ende eines jeden Taktes sind durch Taktstriche ( | ) markiert. Im alternierenden Ablauf (Hebung-Senkung) des epischen Vierhebers ist der Takt zweisilbig. Anfang und Ende des Taktes müssen nicht mit Wortgrenzen zusammenfallen:
Gottfried, Tristan 4704: er |íst bi|námen ge|féi|nèt
4765: der er|mánt vil| díc|kè den| mán
4820: und |dáz ge|schéhe bî| mínen| tágen
Akzente: Der metrische Akzent ist auf den Taktbeginn festgelegt. Es wird unterschieden zwischen Akut (´) = Hauptakzent und Gravis (`) = Nebenakzent. Metrische Hauptakzente fallen nur auf sprachlich (haupt- oder neben-) betonte Silben. Bei entsprechend geringer Anzahl sprachlich betonter Silben innerhalb des Vierhebers fallen zwangsläufig metrische Akzente auch auf sprachlich unbetonte Silben: Dies können jedoch nur metrische Nebenakzente sein (Gravis). Das Wort gewinnt mit einer solchen zweifachen Betonung an Gewicht bzw. die Aussage an Spannung:
Parzival 121,8: muoz ích von Wáleìsen ságen .|zx|>|yx|,+<|

Die Verwendung der zwei metrischen Akzente leidet eine gewisse systematische Unschärfe, da drei sprachliche Betonungs-Optionen bedient werden müssen: Wohl ist für den sprachlichen Hauptton metrisch der Akut reserviert, aber der metrische Nebenton (Gravis) tritt ggf. für eine sprachlich unbetonte Position ein (etwa bei beschwerter Hebung); damit steht für die sprachlich nebenbetonte Silbe (wie im zweiten Glied von Komposita oder in Wortableitungen) kein eigener Akzenttyp mehr zur Verfügung. Da der sprachliche Nebenton dem sprachlichen Hauptton näher steht als der unbetonten Position, wird in diesem Modul der metrische Hauptakzent auch für den sprachlichen Nebenton verwendet:
rítterlích |zx|z anstatt |zx|y
Der (auf eine sprachlich unbetonte Silbe fallende) metrische Nebenton spielt eine besondere Rolle in gewissen Formen des Versschlusses (→ klingende Kadenz).