Syntax
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In dieser Lerneinheit erfährst Du mehr darüber, wie altfranzösische Sätze funktionierten. Du erhältst einen Einblick in die altfranzösische Wortstellung, die variabler war als die des Neufranzösischen heute – und damit größere Gemeinsamkeiten mit dem Deutschen aufweist! Außerdem stellen wir Dir einige syntaktische Phänomene vor, die Dir in altfranzösischen Texten häufig begegnen werden.

Wortstellung
Ein altfranzösischer Satz enthält in der Regel die folgenden Satzglieder (vereinfachte Darstellung):
Satzglieder | Wortart | Beispiel |
Subjekt | Nomen, Pronomen (+ Ergänzungen) | Flores est liés de la novele. |
Prädikat | Verb (+ Ergänzungen) | Flores est liés de la novele. |
Komplement | alle Wortarten in der Funktion des direkten oder indirekten Objekts, der adverbialen Bestimmung oder des Attributs | Flores est liés de la novele. |
Merke: Im Altfranzösischen steht das Verb in der Regel in zweiter Position im Satz (Verbzweitstellung bzw. V2).
Die dominierenden Wortstellungsmuster sind folglich:
Komplement – Verb – Subjekt | Subjekt – Verb – Komplement |
par un matin se fu levee bele Gloris | Flores li enfes fu molt biaus de son eage damoisiaus |
Unter ‚Im Detail‘ erhältst Du weiterführende Informationen über … |
Wortstellung

Adjektiv: Wortart, die Eigenschaften, Zustände oder Zugehörigkeiten eines Substantivs beschreibt und dekliniert werden kann.
Adverb: Wortart, die Umstände einer Handlung oder eines Zustands beschreibt, z. B. si (‚so‘).
Adverbiale Bestimmung: Ein Satzglied, das zusätzliche Informationen über die Umstände der Handlung gibt.
Attribut: Ein Satzglied, das ein Nomen näher beschreibt.
Casus obliquus: Der Fall für Satzpositionen, die nicht vom Casus rectus abgedeckt werden; im Altfranzösischen, entwickelt aus dem lateinischen Akkusativ.
Casus rectus: Der Fall, der im Altfranzösischen für Subjekte verwendet wird, entwickelt aus dem lateinischen Nominativ.
Expletives ne: Ein semantisch leeres 'ne', das in bestimmten syntaktischen Konstruktionen verwendet wird.
Komplement: Ein Satzglied, das das Prädikat ergänzt und notwendig ist, um den Satz zu vervollständigen.
Komplement des Nomens: Ein Satzglied, das ein Nomen näher bestimmt, oft durch den Genitiv oder Präpositionen ausgedrückt.
Konsekutive Funktion: Eine Funktion, die eine Folge oder Konsequenz ausdrückt.
Konjunktion: Wortart, die Sätze oder Satzteile miteinander verbindet, z. B. et (‚und‘), mais (‚aber‘).
Negation: Die Verneinung einer Aussage.
Negative Koordination: Die Verknüpfung von Sätzen negativen Inhalts.
Nichtprädikative Negation: Eine Negation, die das konjugierte Verb negiert und nicht alleinstehen kann.
Nomen: Wörter, die Personen, Orte, Dinge oder Ideen benennen.
Objekt: Ein Satzglied, das die Handlung des Verbs empfängt.
Prädikat: Das Satzglied, das die Handlung oder den Zustand beschreibt.
Prädikative Negation: Eine Negation, die allein eine Phrase bilden kann.
Pronomen: Wörter, die Nomen ersetzen oder auf sie verweisen.
Restriktive Negation: Eine Negation, die eine Einschränkung des Gesagten ausdrückt.
Satzglieder: Die Bestandteile eines Satzes, wie Subjekt, Prädikat und Objekte.
Subjekt: Satzglied, das im Altfranzösischen im Casus Rectus auftritt.
Syntax: Die Lehre von der Struktur und den Regeln für die Bildung von Sätzen in einer Sprache.
Temporale Funktion: Eine Funktion, die einen zeitlichen Zusammenhang ausdrückt.
Verb: Wörter, die Handlungen, Zustände oder Vorgänge beschreiben.
Verbalperiphrase: Eine Konstruktion aus einem Hilfsverb und einem Infinitiv oder Partizip, die eine zusammengesetzte Verbform bildet.
Verbzweitstellung (V2): Eine Regel, nach der das Verb in einem Satz an zweiter Stelle steht.
Wortarten: Kategorien von Wörtern, die nach ihrer Funktion im Satz klassifiziert werden, z.B. Nomen, Pronomen, Verben.
Wortstellung: Die Reihenfolge der Wörter in einem Satz.