Lernmodul Altfranzösisch
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Dieses frei zugängliche Bildungsangebot (Open Educational Resource, OER) richtet sich an alle, die sich mit mittelalterlicher Literatur und Sprache beschäftigen – sei es in Forschung, Lehre oder Studium. Als eine der bedeutendsten Volkssprachen des Mittelalters eröffnet das Altfranzösische neue Perspektiven auf zentrale literatur- und sprachwissenschaftliche Fragestellungen. Dieses Lernmodul bietet einen grundlegenden Zugang zu dieser Sprache.
Das Lernmodul vermittelt Grundkenntnisse der altfranzösischen Sprache und bietet Hilfestellungen zur eigenständigen Erschließung altfranzösischer Texte. In fünf Lerneinheiten werden grundlegende Strukturen von Aussprache, Grammatik und Syntax praxisnah erläutert und durch Übungen vertieft. Ergänzend erhalten Lernende in zwei Informationseinheiten Einblicke in die Sprach- und Literaturgeschichte des Altfranzösischen. Eine Serviceeinheit präsentiert Hilfsmittel für die weitere Beschäftigung mit dem Altfranzösischen.
Ob zur gezielten Beschäftigung mit bestimmten Themen oder als elementarer Einstieg – das Lernmodul Altfranzösisch bietet flexible Lernmöglichkeiten, die sich an den unterschiedlichen Wissensständen der Nutzer:innen orientieren. Entdecke eine neue sprachliche Welt und erweitere Deine mediävistischen Kenntnisse!
Zur Nutzung des Lernmoduls Altfranzösisch auf ILIAS
Das Lernmodul enthält fünf Lerneinheiten, zwei Informationseinheiten und eine Serviceeinheit. Die fünf Lerneinheiten führen Dich in die Aussprache des Altfranzösischen und Grundlagen der Grammatik ein. Jede Lerneinheit liefert Dir unter dem Stichwort ‚Auf einen Blick‘ eine Übersicht über die wichtigsten Inhalte. Unter ‚Im Detail‘ erhältst Du Erklärungen und vertiefende Informationen. Innerhalb der zwei Informationseinheiten kannst Du dir jeweils ein Erklärvideo zur altfranzösischen Sprach- und Literaturgeschichte ansehen. Wenn Du nach altfranzösischer Einführungsliteratur, Grammatiken oder Wörterbüchern suchst, findest Du hilfreiche Informationen in der Serviceeinheit. Hier stehen auch die Inhalte des Lernmoduls gesammelt in einer PDF-Datei zum Download bereit. Du kannst die Lerneinheiten systematisch durcharbeiten oder einzelne Einheiten des Lernmoduls ganz nach Deinem individuellen Bedarf und Interesse ansteuern.
Die Lerneinheiten enthalten altfranzösische Textauszüge und Audiodateien, um Aussprache, Vokabular und Grammatik zu vermitteln, sowie interaktive Übungen zur Anwendung, Wiederholung und Vertiefung des Gelernten. Sie sind auch als Übungsmaterial in Seminar- oder Vorlesungskontexten geeignet. Du kannst das Lernmodul in Deinem individuellen Lerntempo bearbeiten und in Übungsaufgaben Dein Wissen testen.

Die Lerneinheiten dieses Lernmoduls nehmen einen altfranzösischen Text zum Ausgangspunkt, um die Grundlagen von Aussprache und Grammatik zu erklären. So werden die Lernenden nicht durch zu viel Varianz zwischen verschiedenen Texten überfordert und lernen im Vorbeigehen einen Stoff besser kennen, der über den französischen Sprachraum hinaus erfolgreich war. Flore et Blanchefleur ist ein altfranzösischer Abenteuerroman, der um 1150 entstand und Robert d’Orbigny zugeschrieben wird. Die Forschung unterscheidet zwei Versionen: eine ‚aristokratische‘ (version aristocratique) und eine ‚populäre‘ Version (version populaire). Wir beziehen uns im Folgenden auf die ‚aristokratische‘ Version. Sie ist in drei Handschriften und einem Fragment überliefert. Wir zitieren nach der kritischen Edition von Jean-Luc Leclanche (Le Conte de Floire et Blanchefleur, Paris: Champion, 2003), die den Text nach der Handschrift A (Paris, Bibliothèque nationale de France, Fr. 375) wiedergibt. Zahlreiche Versionen in den europäischen Sprachen des Mittelalters zeugen von der großen Popularität, die Flore et Blanchfleur im Mittelalter besaß. Es lassen sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts mehrere mittelhoch- und niederdeutsche Fassungen finden. Aber auch englische, italienische, niederländische, norwegische, schwedische und spanische Versionen des Flore-Stoffes sind überliefert.
Flore et Blanchefleur erzählt die Liebesgeschichte von Flore, dem Sohn des heidnischen Königs Felix, und Blanchefleur, der Tochter einer christlichen Sklavin. Die beiden werden zum selben Zeitpunkt an einem Pfingstsonntag geboren, wachsen gemeinsam am heidnischen Königshof auf und verlieben sich ineinander. Als Felix von ihrer Liebe erfährt, schickt er Flore fort und verkauft Blanchefleur an einen Emir. Flore, zunächst im Glauben, Blanchefleur sei verstorben, begibt sich nach Aufdeckung der Lüge auf eine abenteuerliche Reise, um Blanchefleur zu finden und zu retten. In Babylon, dem Aufenthaltsort des Emirs und Blanchefleurs, muss Flore sich zahlreichen Prüfungen stellen, wobei er eine Schachpartie gegen einen Wärter bestreitet und heimlich in den Turm des Emir eindringt. Obwohl er letztendlich entdeckt und gefangen wird, gewährt ihm der Emir aufgrund der starken gegenseitigen Liebe zwischen ihm und Blanchefleur Gnade. Er kann sie somit aus der Gefangenschaft befreien. Schließlich erreicht die beiden die Botschaft von Felix’ Tod, sodass sie in ihre Heimat zurückkehren, heiraten und über ihr Königreich regieren können. Sie leben glücklich zusammen und Flore konvertiert zum Christentum.
Das OER-Lernmodul Altfranzösisch richtet sich an Studierende, Lehrende und Forschende primär aus den Fachbereichen der mediävistischen Germanistik, Skandinavistik, Anglistik/Amerikanistik, Romanistik sowie sekundär aus allen mediävistisch-historisch arbeitenden Fächern (wie Geschichte, Kunstgeschichte, Kirchengeschichte oder Archäologie) und eröffnet einem breiten Publikum Zugang zur einflussreichsten Volkssprache des Mittelalters.
Das digitale Lernmodul vermittelt dieser Zielgruppe die grundlegenden Strukturen der altfranzösischen Sprache, um sich altfranzösische Texte eigenständig zu erschließen. Kenntnisse des Neufranzösischen werden dabei nicht vorausgesetzt. Darüber hinaus bietet es Einblicke in zentrale Aspekte der Sprach- und Literaturgeschichte des Altfranzösischen.
Das Lernmodul nutzt altfranzösische Textauszüge und Audiodateien, um Aussprache, Vokabular und Grammatik zu vermitteln, und interaktive Übungen zur Anwendung, Wiederholung und Vertiefung des Gelernten. Alle Lerneinheiten enthalten aktivierende Übungsaufgaben und praktische Anwendungen, die Studierende zur Überprüfung und Vertiefung ihres Lernfortschritts bearbeiten können und die sich als Übungsmaterial in Seminar- oder Vorlesungskontexten eignen. Das digitale Lernmodul kann eigenständig im individuellen Lerntempo bearbeitet werden und bietet unmittelbare Rückmeldung.
Das Projekt erhielt 2023 den Förderpreis für innovative digitale Lehre am Dr. Eberle Zentrum für digitale Kompetenzen.
Projektleitung:
JProf. Dr. Carlotta Posth (Juniorprofessur für Mediävistische Komparatistik, Neuphilologisches Institut, Universität Würzburg)
Alexandra Becker, M.A. (Doktorandin am Deutschen Seminar, Mediävistische Abteilung / Mitarbeiterin Zentrale Studienberatung, Universität Tübingen)
Mitarbeitende:
Alena Albrecht, studentische Hilfskraft
Frederik Beister, studentische Hilfskraft
Christine Schweizer, wissenschaftliche Hilfskraft
Kontakt:
carlotta.posth@uni-wuerzburg.de
alexandra.becker@uni-tuebingen.de