Nominale Formen I: Artikel, Substantiv, Adjektiv

Lerneinheit 2

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Das Altfranzösische zählt zu den romanischen Sprachen, die sich aus dem Latein entwickelt haben. Die lateinischen Nomina wurden nach Kasus, Numerus und Genus dekliniert. In den romanischen Sprachen zerfiel dieses Deklinationssystem, was dazu führte, dass sich der Sprachbau veränderte und neue Wortarten wie der Artikel entstanden.

Das Altfranzösische weist noch zwei Kasus auf (‚Zweikasusflexion‘). Der Casus rectus hat sich aus dem lateinischen Nominativ entwickelt und kennzeichnet die Subjektposition im Satz. Der Casus obliquus geht auf den lateinischen Akkusativ zurück und wird im Altfranzösischen für alle anderen Positionen im Satz verwendet (vgl. im Deutschen Akkusativ, Dativ und Genitiv).

Im Altfranzösischen gibt es zwei Genera: Maskulinum und Femininum.

Der Numerus wird im Altfranzösischen wie im Latein (und im Deutschen) nach Singular und Plural dekliniert.

Der Artikel

Im Altfranzösischen gibt es zwei Formen des Artikels: den bestimmen und den unbestimmten Artikel.

Der bestimmte Artikel

Der bestimmte Artikel leitet sich vom lateinischen Demonstrativpronomen ille (‚jener‘) ab. Aus ihm entstanden die folgenden altfranzösischen Formen:

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

li

li

Casus obliquus 

le

les

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

la

les

Casus obliquus

la

les

Der unbestimmte Artikel

Der unbestimmte Artikel leitet sich vom lateinischen Zahlwort unus (‚ein‘) ab. Daraus entwickelten sich die folgenden altfranzösischen Formen:

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

uns

un

Casus obliquus 

un

uns

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

une

unes

Casus obliquus

une

unes

Das Substantiv

Im Altfranzösischen lassen sich für die Maskulina und die Feminina der Substantive jeweils drei Deklinationsklassen unterscheiden. Die erste Deklinationsklasse ist die häufigste.

1. Deklinationsklasse

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

(li) chevaliers

(li) chevalier

Casus obliquus 

(le) chevalier

(les) chevaliers

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

(la) porte

(les) portes

Casus obliquus

(la) porte

(les) portes

2. Deklinationsklasse

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

(li) livre

(li) livre

Casus obliquus 

(li) livre

(li) livres

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

(la) flors

(les) flors

Casus obliquus 

(la) flor

(les) flors

3. Deklinationsklasse

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

(li) sire

(li) seignor

Casus obliquus 

(le) seignor

(les) seignors

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

(la) suer

(les) serours

Casus obliquus 

(la) serour

(les) serours

Das Adjektiv

Die Deklination der Adjektive lässt sich den gleichen drei Klassen zuordnen wie die der Substantive.

1. Deklinationsklasse

Bildung des Femininums durch -e

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

bons

bon

Casus obliquus 

bon

bons

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

bone

bones

Casus obliquus 

bone

bones

2. Deklinationsklasse

A) Maskulina und Feminina auf -re

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

pauvre

pauvre

Casus obliquus 

pauvre

pauvres

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

pauvre

pauvres

Casus obliquus 

pauvre

pauvres

B) Maskulina und Ferminina auf Konsonant 

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

granz [ts]

grant

Casus obliquus 

grant

granz

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

grant

granz

Casus obliquus 

grant

granz

3. Deklinationsklasse

(= wenige Komparativformen)

Maskulinum

Singular

Plural

Casus rectus

mieudre

meilleur

Casus obliquus 

meilleur

meilleurs

Femininum

Singular

Plural

Casus rectus

mieudre

meilleurs

Casus obliquus 

meilleur

meilleurs

In einigen Fällen sind in dieser Klasse neutrale Formen erhalten, z. B. mieuz im Casus rectus und im Casus obliquus.

Bestimmung der Deklination

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Deklination

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Bestimmung der Deklination

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Adjektiv: Wortart, die Eigenschaften, Zustände oder Zugehörigkeiten eines Substantivs beschreibt und dekliniert werden kann. 

Vokativ: Sprachliche Form, die verwendet wird, um Personen direkt anzusprechen. 

Artikel: Wortart, die ein Substantiv begleitet und dessen Definitheit (bestimmt/unbestimmt) angibt; bestimmter Artikel verweist auf ein spezifisches, unbestimmter Artikel auf ein unspezifisches Substantiv. 

Casus obliquus: Der Fall für  Satzpositionen, die nicht vom Casus rectus abgedeckt werden; im Altfranzösischen, entwickelt aus dem lateinischen Akkusativ. 

Casus rectus: Der Fall, der im Altfranzösischen für Subjekte verwendet wird, entwickelt aus dem lateinischen Nominativ. 

Deklinationsklassen: Gruppierungen von Substantiven oder Adjektiven nach gemeinsamen Mustern; bspw. ist der Singular des CR bei maskulinen Substantiven der ersten Deklinationsklasse durch die Endung auf -s markiert. 

Definitheit: Eigenschaft eines Substantivs oder Artikels, die angibt, ob ein spezifisches oder unspezifisches Objekt gemeint ist, z. B. Le jor de la Paske Flourie ‘am Palmsonntag’. 

Dual: Sprachliche Form, die eine Paarigkeit ausdrückt, z. B. uns ganz (ein Paar Handschuhe). 

Elision: Wegfall des Vokals am Ende eines Wortes, wenn das nachfolgende Wort mit einem Vokal beginnt (z. B. l’amie statt la amie). 

Femininum: Grammatisches Geschlecht für weibliche Substantive und Artikel (z. B. la, une). 

Genus: Das grammatische Geschlecht eines Nomens (z. B. Maskulinum, Femininum). 

Interne Pluralität: Ausdruck der inneren Vielheit oder Vielzahl innerhalb eines Begriffs (z. B. unes letres für „schriftliche Mitteilung“). 

Kasus: Grammatische Kategorie, die die Funktion eines Nomens oder Pronomens im Satz angibt (z. B. Nominativ, Akkusativ). 

Kasusflexion: Beugung eines Nomens, Artikels oder Adjektivs, um grammatische Fälle anzuzeigen. 

Kontraktion: Verschmelzung zweier Wörter zu einem neuen Wort (z. B. de + le > del > du). 

Maskulinum: Grammatisches Geschlecht für männliche Substantive und Artikel (z. B. li, un).

Nomina: Singular: Nomen; zusammenfassende Bezeichnung für die deklinierbaren Wortarten Substantiv, Adjektiv und Pronomen. 

Numerus: Grammatische Kategorie zur Unterscheidung zwischen Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl). 

Numerusflexion: Beugung zur Unterscheidung von Singular und Plural (z. B. la [Singular] vs. les [Plural]). 

Plural: Sprachliche Form, die eine Mehrzahl ausdrückt, z. B. les oder li

Romanische Sprachen: Sprachgruppe, die sich aus dem Lateinischen entwickelt hat (z. B. Französisch, Italienisch, Spanisch). 

Subjekt: Satzglied, das im Altfranzösischen im Casus Rectus auftritt. 

Subjektposition: Die Position eines Subjekts innerhalb eines Satzes, typischerweise im Casus rectus markiert. 

Substantiv: Wortart, die Dinge, Personen, Orte oder abstrakte Konzepte bezeichnet und dekliniert werden kann. 

Vokalisation: Prozess, bei dem ein Konsonant, z. B. l, im Auslaut zu einem Vokal wird (z. B. l > u).