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Meldungen Denken
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Neue Hoffnung für Legastheniker

Tägliches Hörtraining mit Hilfe eines Computerprogramms könnte in Zukunft helfen, die Lese-Rechtschreib-Schwäche Legasthenie bei Kindern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dies fand eine Wissenschaftlergruppe rund um Nadine Gaab von der Kinderklinik Boston in einer Studie heraus. Dazu wertete Gaab die Ergebnisse der Versuche mit insgesamt 45 Kindern aus, von denen etwa die Hälfte von Legasthenie betroffen war. Das Hörtraining führt nach Angaben Gaabs zu einer veränderten Gehirnaktivität, was bei den Betroffenen ein besseres Verständnis von Sprache ermöglicht und somit die Lese- und Schreibfähigkeit fördert. Deutschlandweit sind rund fünf Millionen Menschen von Legasthenie betroffen. Hannah Birke


Wörter lenken die Aufmerksamkeit

Hut "Digital image content © 1997-2007 Hemera Technologies Inc., eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Jupiter Images Corporation. Alle Rechte vorbehalten."

Wörter wie Hut oder Pfütze erzeugen nicht nur ein Bild vor dem inneren Auge. Sie helfen dem Gehirn auch bei der Navigation im Raum. Davon berichtet ein Team aus britischen und amerikanischen Psychologen um Zachary Estes von der Universität von Warwick in der Fachzeitschrift „Psychological Science“. Wer etwa das Wort Hut hört, richtet seine Aufmerksamkeit automatisch nach oben. Bekannt war dieser Effekt bereits bei richtungweisenden Wörtern wie rechts oder links. Die Psychologen fanden nun heraus, dass dies auch auf Wörter zutrifft, die lediglich eine typische Position im Raum einnehmen. Sie ließen knapp 140 Freiwillige Wörter an einem Monitor lesen. Anschließend erzeugten sie oben oder unten ein X oder ein O. Hatten die Probanden „Hut“ gelesen, brauchten sie für die Erkennung eines X am oberen Bildschirmrand länger als wenn es am unteren auftauchte. Daraus folgerten Estes und sein Team, dass ein unerwarteter Gegenstand, der an einer fokussierten Stelle auftaucht, verzögert erkannt wird. Das geistige Bild, in diesem Fall der Hut, muss zuerst gelöscht werden. Dieser Mechanismus bringt auch Vorteile. Wäre am oberen Bildschirmrand tatsächlich ein Hut aufgetaucht, hätten die verschobene Wahrnehmung und das geistige Bild die Erkennung beschleunigt, erklären die Forscher. Christine Luz


Hören, um zu sehen

Computertest "Digital image content © 1997-2007 Hemera Technologies Inc., eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Jupiter Images Corporation. Alle Rechte vorbehalten."

Dass Hören und Sehen nicht in getrennten Hirnbereichen verarbeitet werden, wie lange Zeit angenommen, sondern im Gegenteil eng miteinander verknüpft sind, konnte das Forscherteam um Eric Smith von der Northwestern University (USA) zeigen. In ihrer Studie sollten 276 Versuchspersonen ihnen gezeigte Gesichter als männlich oder weiblich einstufen. Die Geschlechtsbestimmung war kompliziert, da es sich um computergenerierte Bilder mit sowohl männlichen als auch weiblichen Merkmalen handelte. Gleichzeitig mit dem Bild wurde entweder ein hoher oder ein tiefer Ton vorgespielt. Es zeigte sich, dass das Gesicht bei einem hohen Ton als weiblich, bei einem tiefen Ton als männlich bezeichnet wurde. Der Ton für sich allein konnte dagegen nicht einem Geschlecht zugeordnet werden. Sehen und Hören zusammen ließ die Versuchspersonen also eine Entscheidung treffen, die sie nur mit einem der beiden Sinne nicht fällen konnten. Mareike Schwab


Genetisches Lernprogramm entschlüsselt

Die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, ist nicht Jedem in gleichem Maße gegeben. Leipziger Wissenschaftler um Markus Ullsperger haben herausgefunden, dass bestimmte Personen bei Reaktionstests unsicherer sind, aus negativem Feedback weniger Lernerfolg ziehen und weniger Gehirnaktivität zeigen. Dafür verantwortlich ist die Genvariante Dopamin A1, mit der eine geringere Rezeptordichte einhergeht. Durch den Vergleich mit den Ergebnissen funktioneller Magnetresonanztomografie konnten die Forscher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften nachweisen, dass der Botenstoff Dopamin entscheidend an der Handlungsüberwachung und am Lernverhalten beteiligt ist. Aus den Erkenntnissen könnten künftig Rückschlüsse auf neurobiologische Grundlagen von Süchten und selbstschädigendem Verhalten gezogen werden, betonten die Wissenschaftler anlässlich der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse in der Zeitschrift „Science“ (7. Dezember 2007). Sara Bangert


Mentaler Fingerabdruck

Wissenschaftler um Dimitrios Tzovaras vom Zentrum für Forschung und Technologie in Thessaloniki behaupten, dass sich Hirnströme wie ein Fingerabdruck als biometrische Daten verwenden lassen. Die Wissenschaftler entwickelten eine spezielle Software, die die Identität eines Menschen bereits mit einer Genauigkeit von 88 Prozent bestätigen kann. Die von den Wissenschaftlern des europäischen Forschungsprojekts HUMABIO ebenfalls entwickelte Hardware besteht aus einer Mütze mit Elektroden, die ein Elektroenzephalogramm (EEG) eines Probanden drahtlos an einen Computer übermittelt. Während der Aufzeichnung muss der Proband bei geschlossenen Augen Denkaufgaben lösen. Der Computer vergleicht die gemessenen Daten dann mit früheren Aufnahmen. Indem er die typischen Muster der Hirnströme eines Menschen erkennt, kann er mit hoher Sicherheit sagen, ob es sich um denselben Menschen handelt. Kritiker zweifeln jedoch an der Praxistauglichkeit des Verfahrens, da sich das EEG unter Stress extrem verändern kann. Alessa Brochhagen


Spinnefeind?

Spinne Karla, Foto: Uni Jena
Foto: Uni Jena

In einem auf zwei Jahre angelegten Projekt wollen Wissenschaftler an der Universität Jena nun die Angst vor Spinnen – Arachnophobia – näher untersuchen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang H. R. Miltner wenden sich die Forscher dabei vor allem an Frauen, denn die machen den größten Teil der Arachnophobiker aus. Neben dem Ausfüllen eines Fragebogens erwartet die Probandinnen eine Kernspintomographie oder eine Elektroencephalographie (EEG). Und nicht zuletzt natürlich auch die Begegnung mit kleinen und größeren Spinnenarten, allen voran die hauseigene Vogelspinne Karla (Foto). Im Rahmen der Versuchsreihe soll so die Verarbeitung von als gefährlich eingestuften Reizen im Gehirn gemessen werden. Ein angenehmer Nebeneffekt für Probandinnen mit ausgeprägter Spinnenphobie: Sie erhalten im Anschluss eine kostenfreie Therapie. Da es sich hierbei um eine sogenannte Konfrontationstherapie handelt, ist das einzige Medikament die Spinne selbst. Im Laufe der Therapie sollen die Probandinnen ihr nicht nur Auge um Auge gegenüberstehen, sondern sie sogar in die Hand nehmen. Die Heilungschancen sind in diesem Falle ausgesprochen hoch; meistens tritt schon nach drei Tagen eine entscheidende Besserung ein. So wird manche Versuchsperson zwar sicherlich nicht zur Spinnenfreundin werden, aber doch zumindest die körperliche Nähe der kleinen haarigen Tiere ertragen können. Ulrike Küchler

Wer sich für die Teilnahme an der Studie interessiert, findet auf der Internetseite des Forschersteams nähere Informationen.


Komplizierte Sprachen

Tastatur, Foto: Graser

In der Sprache der Chintang im südlichen Nepal können Wortteile frei verschoben werden, ohne dass sich die Bedeutung des Wortes ändert. "Das ist so, als ob man im Deutschen anstatt 'du beauftragtest' auch mal sagen würde 'du betragtaufest' oder 'du aufbetragtest'“, so Professor Dr. Balthasar Bickel vom Institut für Linguistik der Universität Leipzig. In einem Team deutscher und nepalesischer Forscher untersucht er die Sprachen der Volksgruppen der Chintang und Puma, die nicht in Schriftform existieren und nur noch von wenigen Tausend Menschen gesprochen werden. Sie drohen durch die Nationalsprache Nepali verdrängt zu werden. Die Entdeckung der freien Verschiebbarkeit von Silben stößt in der Fachwelt auf Erstaunen. Bisher war man davon ausgegangen, dass dies die Kognitionsfähigkeit der Menschen überschreite und in keiner Sprache möglich sei. Die untersuchten Sprachen weisen außerdem eine außergewöhnlich große Formenvielfalt auf: Anstatt vier Fälle wie im Deutschen besitzt die Sprache der Puma 13 Fälle, und für jedes Verb gibt es fast Tausend verschiedene Varianten, da Zahlenangaben, Verneinung oder Bejahung, die Richtung einer Handlung und weitere Informationen mit angegeben werden. Um herauszufinden, wodurch die äußerst komplexen Sprachen gefährdet sind, untersuchen die Forscher, wie sie an die Kinder weitergegeben werden und was ihr Erlernen beeinflusst oder verhindert. Celia Eisele


Warum Lachen ansteckend ist

Lachen, Foto: Graser

Britische Forscher haben herausgefunden, dass schon das Geräusch lachender Menschen das Gehirn veranlasst, die Gesichtsmuskeln automatisch aufs Mitlachen vorzubereiten. Die Wissenschaftler fanden dies bei Experimenten an Freiwilligen heraus. Das untersuchte Areal der Hirnrinde ist für die Planung von Bewegungsabläufen zuständig. Dort gibt es so genannte Spiegelneuronen, die aktiviert werden, wenn jemand eine bestimmte Bewegung an einem anderen Menschen beobachtet. Offensichtlich funktioniert das nicht nur beim Sehen, sondern auch beim Hören. Die Forscher analysierten die Aktivitäten in der Hirnrinde mithilfe eines funktionellen Magnetresonanztomographen. Dieser macht Stoffwechselvorgänge sichtbar, die bei Aktivitäten im Gehirn entstehen. Leonie Kuhn



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