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Meldungen Kultur & Gesellschaft
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Aus dem Takt gebracht
Zweimal im Jahr werden bei etwa
einem Viertel der Weltbevölkerung die Uhren umgestellt
– und dabei der
biologische Rhythmus des Menschen durcheinandergebracht. Das belegt
jetzt eine
Studie deutscher und niederländischer Wissenschaftler. Eine
Untersuchung der
Schlafgewohnheiten von 55.000 Menschen Mitteleuropas zeigte, dass sich
die
innere Uhr des Menschen nicht an die Sommerzeit anpasst.
Für den Körper ist nämlich nicht die
Uhrzeit,
sondern das Tageslicht maßgeblich. Deshalb weicht die innere
Uhr oft von den zeitlich
fixen gesellschaftlichen Verpflichtungen ab. Auf lange Sicht gesehen,
könnte
die Umstellung auf Sommerzeit sogar gesundheitliche Folgen nach sich
ziehen,
vermuten die Wissenschaftler. Christine
Luz
Michelangelo-Zeichnung
entdeckt
Bei seinem
Studienaufenthalt in den
Bauarchiven des Peterdoms in Rom hat der Bonner Gastwissenschaftler Dr.
Vitale
Zanchettin bei der Recherche eine der letzten Zeichnungen Michelangelos
gefunden. Auf der Skizze, die wohl für eine Steinlieferung
entstand, sind ein
Teil der Kuppel und ein Sichtvermerk der Dombauverwaltung zu erkennen.
Es
handelt sich um eine technische Zeichnung, die 1563, ein Jahr vor dem
Tod des
Renaissancekünstlers, entstand – ein Zeichen
für seine Aktivität noch im hohen
Alter. Der berühmte Maler, Bildhauer und Architekt hatte 1547
die Bauleitung
des Petersdoms übernommen. Aus seinen späten
Schaffensjahren sind nur wenige
Originaldokumente erhalten. Sara Bangert
Landflucht
im
Osten
Aktuelle
Karten
des Leipniz
Instituts für Länderkunde (IFL) zeichnen ein tristes
Bild von der
Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland. Die Kluft zwischen
pulsierenden
Wachstumsgebieten und strukturschwächeren Regionen
wächst weiter. Die Folge:
Immer mehr Menschen zieht es in die attraktiven Kernstädte,
andere Regionen
verwaisen. Inzwischen sei der Leidensdruck derart angestiegen, dass
auch ältere
Bewohner die stagnierenden Gebiete verlassen. Der Konjunkturaufschwung
verstärkt diesen demographischen Negativtrend. Von ihm
profitieren bisher nur
die ohnehin aufstrebenden Metropolen, was ihre Attraktivität
noch weiter
erhöht. Christina
Riedlinge
Raucher
schlafen schlechter
Einer
Studie US-amerikanischer
Wissenschaftler zufolge leiden Raucher viermal so oft unter
Schlafstörungen wie
Nichtraucher. Naresh Punjab und seine Kollegen von der Johns Hopkins
University
School of Medicine verglichen die Schlafmuster von jeweils 40 Rauchern
und
Nichtrauchern. Alle Probanden waren gesund und nahmen keine
Medikamente. Die
Ergebnisse zeigten, dass Raucher insgesamt weniger schlafen und einen
leichteren Schlaf haben. Befragungen der Teilnehmer zu ihrer
Schlafqualität
bestätigten die Resultate. 22,5 Prozent der Raucher, aber nur
5 Prozent der
Nichtraucher gaben an, schlecht zu schlafen. Schuld daran
könnte die
aufputschende Wirkung des Nikotins sein, die vor allem in der ersten
Schlafphase den Eintritt in den Tiefschlaf erschwert, berichten die
Wissenschaftler im Fachblatt „Chest“. Christine
Luz
Blauäugige
haben gemeinsamen Vorfahren
Die blaue Augenfarbe wird durch
eine sehr spezielle Genmutation erzeugt. Deshalb gehen
dänische Wissenschaftler
davon aus, dass sie auf nur einen einzigen Menschen
zurückgehen muss. Die
Mutation betrifft ein Nachbar-Gen des Gens OCA2, das für die
Produktion des Farbstoffs
Melanin verantwortlich ist. OCA2 erzeugte ursprünglich bei
allen Menschen
braune Augen. Durch die Mutation entstand eine Art Schalter,
welcher
die
Melaninproduktion verringert – blaue Augen waren das
Resultat. Wird die
Melaninproduktion wieder geringfügig erhöht,
entstehen grüne oder braune Augen.
Die komplette Blockung des Gens OCA2 wirkt sich auch auf Haut und Haare
aus und
erzeugt Albinismus. Die Forscher vermuten, dass die Mutation vor sechs-
bis zehntausend
Jahren am Schwarzen Meer entstand und später durch
Völkerwanderungen auch ins
nördliche Europa verbreitet wurden. Dort leben heute die
meisten Blauäugigen. Christina
Riedlinger
Durch Leselust zum Bücherwurm
Wissenschaftler der Stuttgarter Hochschule der
Medien um Professor Christof Seeger und Professor Dr. Richard Stang
haben in
einem gemeinsamen Forschungsprojekt das
Leseverhalten von Eltern,
Grundschulkindern und -lehrern analysiert. Kinder, die früh an
das Lesen von
Printmedien mit kindgerechten Inhalten herangeführt werden,
lesen diese auch
als Erwachsene lieber. Überraschenderweise zeigte die Studie,
dass das
Fernsehen zu Gunsten aktiver Freizeitbeschäftigungen wie Sport
an Bedeutung
verliert. Dagegen wird das Internet immer wichtiger: vor allem Jungen
nutzen
Computerspiele, während Mädchen lieber malen. Die
Ergebnisse der Studie, die exemplarisch
Leser der Zeitschriften „Floh!“ und
„Flohkiste“ befragte, wurden Anfang Februar
2008 veröffentlicht. Weitere
Untersuchungen sollen nun
klären, wie die Lust
am Lesen
noch gezielter
gefördert werden kann.Sara
Bangert
Tickst Du richtig?
Wissenschaftler um Prof. Till Roenneberg vom Zentrum
für Chronobiologie der Ludwig-Maximilians-Universität
München zeigten in einer in Current Biology
veröffentlichten Studie, dass sich die innere Uhr des Menschen
an der Sonnenzeit orientiert, auch wenn starke soziale Zeitgeber, wie
Arbeitszeit oder Fernsehprogramm, zur Sonnenzeit im Gegensatz stehen.
Innerhalb einer Zeitzone verändert sich die Sonnenauf- und
Untergangszeit kontinuierlich von Ost nach West, wodurch eine
Diskrepanz zur sozialen Zeit entsteht. Eine deutschlandweite
Online-Umfrage mit über 21.000 Teilnehmern brachte hervor,
dass sich die innere Uhr der Menschen sehr exakt nach der Sonnenzeit
richte und nur in Großstädten mit mehr als 300.000
Einwohnern der Einfluss schwächer sei. Letzteres liegt wohl an
der größeren Bedeutung von Kunstlicht in
Bürogebäuden und Einkaufszentren der
Großstädte und dem daher geringeren Kontakt zu
Tageslicht. Die Ergebnisse der Studie zeigen unter anderem, dass Bedarf
an einer genaueren Untersuchung des Einflusses der Zeitumstellung von
Sommer- und Winterzeit auf Individuen besteht. Gesa Graser
Elektronische Helfer im Auto
Der Mensch ist meist die größte
Fehlerquelle im Straßenverkehr. Moderne
Fahrerassistenzsysteme sollen dies ändern. Beim
Wirtschaftsforum „Faszination Technik“, das im
November 2006 an der Universität Ilmenau stattfand, wurde ein
neues Konzept vorgestellt, der so genannte „Servohydraulische
Bremsroboter". Er kann mithilfe von Sensoren und Hydrauliksteuerung
einen eingeleiteten Bremsvorgang optimieren. Eine ähnliche,
aber weniger ausgefeilte Technik mittels Radar ist bereits für
den Lexus LS 460 zu haben. Das System soll weiter entwickelt werden, so
dass es in Zukunft auch selbständig bremst, wenn der Fahrer zu
spät reagiert. Sarah
Adler
Die Natur als Vorbild für Autoreifen
Im Ergebnis ist von der Fauna nichts mehr zu sehen, doch
haben mit ihr als Vorbild Reinhard Mundl und Jens Hoffmann vom
Reifenhersteller Continental und Michael Stache, Bionik-Forscher der TU
Berlin, die Aquaplaning-Eigenschaften von Reifen verbessert. Eine
Software mit genetischen Algorithmen simuliert Mutationen der Natur und
entwirft ein Profil mit besseren Eigenschaften als Serienreifen.
Allerdings hilft die Optimierung lediglich einer Eigenschaft dem
Reifenbauer nur begrenzt: Auch andere relevante Eigenschaften wie
Sicherheit, Verbrauch und Fahrkomfort sollte das Programm verbessern
können. Hoffmann rechnet in frühestens zwei bis drei
Jahren mit einer einsatzfähigen Software, die den besten
Kompromiss liefert. Gesa
Graser
Wie Rasieren überflüssig wird
Die niederländischen Entwickler der Firma Philips
haben ein Laser-Epiliergerät entwickelt, das Haare
frühzeitig in einen Wachstumsstopp versetzt. Dabei verletzt es
die Haut nicht. Bei dieser Lasertechnik wird in den haarbildenden
Regionen der Haut, den so genannten Follikeln, ein Wechsel von der
Wachstumsphase in die Ruhephase ausgelöst. Die Haarfollikel
stoßen in der Endphase die alten Haare ab. Nach drei
Anwendungen sei das Haarwachstum um 90 Prozent reduziert,
heißt es in der Patentanmeldung. Bisherige Geräte
zur Haarentfernung durch Laserstrahlen setzen die Haarfollikel
größter Hitze aus, um sie am Wachstum zu hindern.
Diese Hitze beschädigt aber die Haut. Leonie Kuhn
Apfelland bei Second Life
Die Computerwelt hat ein neues interaktives Spiel entdeckt
– Second Life. Dort kann man sich ein neues, virtuelles Leben
basteln. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Man
muss nur die Software herunterladen, ein Konto einrichten und schon
kann man loslegen.
Wer einfach nur neue Leute in einem real anmutenden Setting kennen
lernen möchte, hat sein Ziel schon erreicht. Bei über
4 Millionen Benutzern wird man schnell Freunde finden. Doch man kann
auch leben wie die Reichen und Schönen. Dazu benötigt
man allerdings eine Kreditkarte, denn wie im realen Leben kostet auch
hier jeder Luxusartikel Geld – Lindendollar, um genau zu
sein. Mittlerweile gibt es eine richtige Industrie, die solche Artikel
anbietet. In Amerika hat eine Immobilienmaklerin schon eine Million
reale US-Dollar mit diesem Spiel verdient, indem sie Häuser
und Grundstücke verkauft und mittels eines Programmierers nach
Kundenwunsch gestaltet.
Auch gewiefte deutsche Geschäftsleute wollen das nun nutzen.
Die Bild-Zeitung ist als Abonnement schon täglich
erhältlich und gerade wurde eine Party-Insel mit dem
schönen Namen Apfelland eröffnet. Die Kulisse
ähnelt den Bildern der Karibik oder Südsee, das
Angebot allerdings eher einem All-Inclusive-Urlaub.
Wem der Trubel im Strandhotel zu viel wird, kann sich gerne eine eigene
Insel mieten, um etwas in der bereitstehenden Hacienda zu entspannen.
Für die weniger Reichen gibt es inzwischen auch eine
deutschsprachige Jobagentur. Damit lässt sich der Luxus dann
auch bezahlen. Na dann – auf nach Apfelland!! Sarah Adler