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Meldungen Gesundheit
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Auch Schwangere bewahren Haltung
Schwangere fallen nicht
vornüber,
weil die typische S-Kurvenform der Wirbelsäule bei Frauen stärker ausgeprägt ist. Das fanden Anthropologen um Daniel
Lieberman von der Harvard-Universität in Cambridge heraus.
Ohne diese stärkere
Krümmung würde das zusätzliche Gewicht des
heranwachsenden Kindes zu einer
verstärkten Belastung der Rückenmuskeln
führen. Bei Untersuchungen an 19
schwangeren Frauen stellten die Forscher fest, dass sich Schwangere
beim Stehen
nach hinten lehnen und so ihren Schwerpunkt verlagern. Dabei
können sie
trotzdem eine aufrechte Haltung bewahren, weil die spezielle Form der
weiblichen Wirbel die Wirbelsäule flexibler macht.
Auch schon bei einem frühen
Vorfahren des Menschen, dem Australopithecus, belegen fossile Funde
eine
ähnliche Anpassung der Wirbelsäule. Da es zwischen
männlichen und weiblichen
Schimpansen keinen derartigen Unterschied der unteren Wirbel gibt,
vermuten die
Forscher, dass diese Anpassung mit dem aufrechten Gang einherging. Christine
Luz
Schmerzgrenze erreicht?
Mit der so genannten Ethik-Charta
hat die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes im Oktober 2007
neue
Richtlinien für die Behandlung chronischer Schmerzen und den
Umgang mit
Sterbenden vorgelegt. Der Präsident der DGSS, Michael Zenz,
präsentierte die
Gemeinschaftspublikation von Medizinern, Psychologen, Philosophen und
Juristen
auf dem Deutschen Schmerzkongress in Berlin. In der sensiblen Debatte
herrschte
bislang bedrückende Unsicherheit und dringender
Klärungsbedarf, die oft zu
Lasten der Betroffenen und deren Angehörigen gingen. In
Deutschland ist das
Aussetzen lebenserhaltender Maßnahmen an eine
Patientenverfügung gebunden –
doch wie entscheiden, wenn der Patient sich nicht
äußern kann? Medizinern soll
die Charta nun ethische Orientierung, rechtliche Sicherheit und klarere
Maßstäbe im Spagat zwischen einer respektvollen und
würdigen Schmerztherapie
und dem Vorwurf der Sterbehilfe bieten. Sara
Bangert
Krebs ausgebremst
Das Fortschreiten von Krebs kann
durch Moleküle gehemmt werden, die natürlicherweise
in der Zelle vorkommen.
Dies fand kürzlich eine Forschergruppe um Joan Massagué vom Memorial
Sloan-Kettering Cancer Center in New York heraus. Sie identifizierten
zwei Ribonukleinsäuren
(RNAs), die das Wachstum von Tumoren und die Bildung und Ausbreitung
von
Metastasen aufhalten können. In Tumorgeweben von Patienten
wird die Bildung
dieser RNAs jedoch heruntergefahren. Mäusetests zeigten
allerdings, dass die künstliche
Zugabe der RNAs den Krebs stoppt. Zukünftige Medikamente
könnten daraus
entwickelt werden. Anja
Smykowski
Neues Medikament gegen Brustkrebs
Das US-amerikanische
Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb hat in den USA kürzlich
ein unter dem
Namen Ixempra laufendes Medikament gegen Brustkrebs auf den Markt
gebracht. Die
wirksame Substanz Epothilon B, die von Myxobakterien produziert wird
und somit
eine natürlich vorkommende Substanz ist, verhindert die
unkontrollierte Vermehrung
von Krebszellen und dadurch deren Ausbreitung im Körper.
US-Mediziner können
das Medikament ab sofort gegen Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium
verschreiben. In Europa wird Ixempra voraussichtlich erst im kommenden
Jahr
zugelassen. Hannah Birke
Fieber hilft Autisten
Was viele Eltern von autistischen
Kindern bereits berichteten, konnte jetzt von der Forschergruppe um
Andrew
Zimmerman vom Kennedy-Krieger-Institut für Neurologie und
Enwicklungsmedizin in
Baltimore bestätigt werden: Bei 80 Prozent von 30 untersuchten
Kindern zeigt
sich eine deutliche Verbesserungen des Sozialverhaltens
während Phasen erhöhter
Körpertemperatur. Die Kinder hielten Augenkontakt, zeigten
eine bessere
Konzentration und gesteigerte Kommunikationsbereitschaft. Der genaue
Grund für
die Verhaltensänderung ist allerdings noch nicht bekannt. Anja
Smykows
Gentherapie nimmt Lust am Trinken
In Zukunft könnte es
möglich sein, Alkoholsüchtigen
durch eine Gentherapie zu helfen. Forschern der Universität
von Santiago de
Chile gelang es, Ratten die Lust am Trinken zu nehmen. Die auf die
Droge
trainierten Tiere bekamen eine spezielle Gensequenz ins Blut gespritzt,
welche
die Aktivität eines Leberenzyms beschneidet. Da dieses Enzym
eine wichtige
Rolle bei der Umwandlung von Alkohol im Körper spielt,
verringert sich durch
die Mutation die Verträglichkeit. Das Ergebnis: Die Ratten
konsumierten nach
der Spritze nur noch halb so viel Alkohol wie zuvor. Den Anstoß für die
Therapieidee von
Yedy Israel und seinem Team gab ein Gen-Defekt an dem rund ein Drittel
aller
Asiaten leiden. Nach dem Konsum von Alkohol erhöht sich ihr
Herzschlag und sie
fühlen sich schnell krank. Allerdings seien die Ergebnisse des
Rattenversuchs
nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar,
schränkt Israel ein. So ist ungeklärt,
wie lange der Effekt der Genspritze anhält und wann der
Einsatz dieser Therapie
am sinnvollsten ist – bereits in der ersten Phase starken
Trinkens oder erst
beim Eintritt der Abhängigkeit. Die Studie erschien in der
Fachzeitschrift:
„Alcoholism: Clinical and Experimental Research“. Christine
Luz
Sport als Antidepressivum
Sport steigert möglicherweise
die
Produktion eines Proteins
das als natürliches
Antidepressivum im Gehirn gebildet wird: VGF (nerve growth factor). Dies fanden amerikanische
Forscher aus der Gruppe von Ronald
Duman von der Yale-Universität
im Tierversuch heraus: Mäuse, die das Laufrad benutzen
durften, produzierten
weitaus mehr von dem Protein VGF als Kontrollmäuse ohne
Laufrad. Sie zeigten
dementsprechend einen gesteigerten Antrieb und ließen sich
weniger
demotivieren. Wurde den unsportlichen Kontrollmäusen VGF
künstlich injiziert,
zeigten diese ähnliche Merkmale wie ihre sportlichen Kollegen.
Falls Sport auch
beim Menschen eine vergleichbare Wirkung aufzeigt, könnten
sich daraus neue
Therapiemöglichkeiten bei Depressionen ergeben. Anja
Smykowski
Herzliche Anziehungskraft
Amerikanische Herzforscher erproben derzeit ein Verfahren,
das die Effektivität und Sicherheit von sogenannten
„Stents“ am Herzen verbessern soll. Stents sind
winzige Röhrchen, die verengte Blutgefäße
mechanisch weiten sollen. Die Forscher um Gurpreet Sandhu von der
Mayo-Klinik in Rochester verwenden nun erstmals magnetische Stents, um
die gefährliche Bildung von Blutgerinnsel in diesen
Röhrchen zu verhindern. Damit werden
Blutgefäßzellen angelockt, die mit kleinsten
magnetischen Partikeln präpariert wurden, und heften sich an
das Röhrchen an. Da diese Zellen das Verklumpen von Blut
verhindern können, besteht laut Sandhu in Zukunft eine bis zu
dreißigmal bessere Chance zur Verheilung des operierten
Gewebes und zur Vermeidung von Blutgerinnseln. Hanna Hartmann
Nachwachsende Herzen
Bei Molchen wachsen nicht nur abgerissene
Gliedmaßen wieder nach, auch ein verletzter Herzmuskel kann
wiederhergestellt werden. Forscher des Max-Planck-Instituts
für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim untersuchen
diesen Regenerationsprozess an isolierten Herzmuskelzellen von
Grünlichen Wassermolchen. Nach einer Verletzung tritt in dem
Herzmuskel eine massive Zellteilung ein. Innerhalb von zwei Wochen ist
das Organ wieder komplett repariert und voll funktionsfähig.
Die Regeneration verläuft dabei ohne die Beteiligung von
Stammzellen. Stattdessen dedifferenzieren sich die beteiligten Zellen
nach einer Schädigung des Organs, das heißt sie
geben ihre spezifischen Funktionen auf und produzieren neue
Herzmuskelmasse. Wenn das Herz auf diese Weise repariert ist,
differenzieren sich die Zellen wieder und arbeiten in ihrer
ursprünglichen Funktion. Adulte menschliche Zellen sind zu
diesem Regenerationsprozess nicht in der Lage. Daher bleibt etwa nach
einem Infarkt eine Narbe am Herzen zurück, während
die untersuchten Molchherzen ohne Narbe verheilen. Die Bad Nauheimer
Forscher hoffen nun, ihre Erkenntnisse zur Entwicklung neuer
Zelltherapien für Patienten mit geschädigtem Herzen
verwenden zu können. Wenn es möglich ist, den
Zellteilungsvorgang auch im menschlichen Herzen auszulösen,
könnte dies eine Alternative zur Stammzellentherapie sein. Celia Eisele
Bitte ohne Milch!
Ein Schuss Milch im Tee blockiert die positiven Eigenschaften
von schwarzem Tee, fanden unlängst Kardiologen der Berliner
Charité um Professor Verena Stangl heraus. Bestimmte
Gerbsäuren im Tee sind nicht nur für den bitteren
Geschmack verantwortlich, sie sind auch Antioxidantien, weiten die
Gefäße und helfen gegen Arteriosklerose. Eine Studie
an Ratten und Menschen hatte zum Ergebnis, dass sich die
Gefäße nur nach dem Konsum von purem Schwarztee,
nicht aber von Schwarztee mit Milch weiten. Bei Milchzugabe entsteht
vermutlich eine Verbindung der Gerbsäure mit
Milcheiweiß, was die Wirkung der Gerbsäure hemmt.
Das würde erklären, warum in
Großbritannien, wo viel Tee mit Milch getrunken wird, die
positiven Eigenschaften des Schwarztees keine Auswirkungen auf das
Risiko von Herzerkrankungen haben. Gesa
Graser
Mit Rotwein besser leben?
Eine Forschergruppe um Professor David Sinclair von der
Harvard Medical School (USA) hat in Versuchen mit Mäusen
gezeigt, dass die Einnahme von Resveratrol die Beweglichkeit
übergewichtiger Mäuse fast auf das Niveau
normalgewichtiger Mäuse senken kann. Resveratrol kommt aus der
Schale der Weintraube und ist in Rotwein enthalten. Innerhalb eines
halben Jahres war die Gesundheit der Tiere deutlich verbessert, das
Diabetesrisiko gesenkt und die Lebenserwartung erhöht.
Professor Ulrich Förstermann, Leiter des Instituts
für Pharmakologie der Universität Mainz, hat bereits
2002 nachgewiesen, dass Resveratrol im Inneren der
Blutgefäße ein wichtiges Gen aktiviert und damit
möglicherweise vor Thrombose, Bluthochdruck und
Arteriosklerose schützen kann. Er warnt aber vor der
Verwendung des Begriffs „Wundermittel“. Die im
Versuch verabreichte Dosis war außerordentlich hoch und da es
bislang keinerlei klinische Studien gibt, sind mögliche
Nebenwirkungen für den Menschen unbekannt. Gesa Graser
Bio-Boom braucht Bauern
In Deutschland steigen immer mehr Discounter in die
Biovermarktung ein, der Lebensmitteleinzelhandel erweitert sein
Sortiment und die Zahl der Bio-Supermärkte nimmt stetig zu.
Insgesamt steigerte der Bio-Markt seine Umsätze im vergangenen
Jahr um 16 Prozent. Besonders gefragt sind Frischeprodukte wie
biologisches Obst, Gemüse, Kartoffeln, Eier und Milch. Trotz
wachsender Nachfrage nimmt jedoch laut Bauernverband die
ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland kaum
zu. Ursache ist, dass viele Bauern dem Boom nicht trauen, ihre
Marktchancen nicht erkannt haben oder vor der zweijährigen
Wartefrist zurückschrecken, die beim Übergang von
konventioneller zu ökolandwirtschaft eingehalten werden muss.
Da deutsche Erzeuger die große Nachfrage kaum noch
befriedigen können, muss der Bedarf zunehmend mit
ausländischen Produkten gedeckt werden. Hanna Hartmann
Hoffnung gegen Karies
Dem Bakterium Streptococcus mutans, das Karies
auslöst, soll in Zukunft der Garaus gemacht werden. Im
November 2006 veröffentlichten Wenyuan Shi und seine
Mitarbeiter von der Universität von Kalifornien in Los Angeles
Studien zu einem selektiven Antibiotikum, das speziell diesen Erreger
abtötet. Das Antibiotikum gehört zur neuen Klasse der
STAMPs (specifically targeted antimicrobial peptides), die
tatsächlich wie Briefmarken an den Zielbakterien haften. Die
anderen rund 700 Bewohner der Mundhöhle, von denen viele
erwünscht sind, bleiben unversehrt. Bisher wurden diese STAMPs
jedoch noch nicht am Menschen getestet. Sollte ein solcher Test positiv
verlaufen, wäre eine neue Generation antibakterieller
Wirkstoffe mit einzigartiger Spezifität geschaffen. Das
Faszinierende daran: Theoretisch können solche selektiven
STAMPs gegen alle erdenklichen Bakterien entwickelt werden. Hanna Hartmann
Frische Luft hilft gegen Heuschnupfen
Die genauen Ursachen für Heuschnupfen sind immer
noch unbekannt. Deswegen waren Aussagen über mögliche
Vorbeugungsmaßnahmen bisher schwer zu treffen. In der
Zeitschrift Allergy (Bd. 61, S. 1310) wurden nun
die Ergebnisse einer zwölfjährigen Studie
veröffentlicht. Wissenschaftler des Forschungszentrums
für Umwelt und Gesundheit um Yvonne Kohlhammer stellten fest,
dass 1700 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren, die
regelmäßig draußen aktiv sind, weniger von
Heuschnupfen geplagt werden als gleichaltrige
„Stubenhocker“. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt
das an der frischen Luft, die das Immunsystem stärkt. Sarah Adler
Tierisch ungesund
Im Gegensatz zu bisherigen Annahmen sind Haustierbesitzer
nicht gesünder als der Bevölkerungsdurchschnitt. Im
Gegenteil: Die Auswertung einer Langzeitstudie an über 20.000
erwachsenen Finnen durch Wissenschaftler um Dr. Leena Koivusilta,
Universität Turku, Finnland, ergab, dass bei Tierhaltern
Migräne, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und
Nierenerkrankungen sogar häufiger diagnostiziert wurden.
Tierhalter rauchen häufiger und sind, zumindest in Finnland,
etwas dicker im Vergleich zu ihren haustierlosen Mitbürgern.
Das ist jedoch das Resultat einer rein statistischen Datenauswertung.
Soziodemografische Faktoren wie „männliches
Geschlecht, geringer Bildungsstand, keine Paarbeziehung und niedriger
sozialer Status“, so Koivusilta, seien ebenso
charakteristisch für Menschen mit schlechterer Gesundheit. Sie
könnten auch einen Teil des Zusammenhangs zwischen
Haustierbesitz und schlechterem Befinden erklären. Gesa Graser
Auf den Mann gekommen
Ein amerikanisches Forscherteam um Dr. Dolores Mruk vom
Zentrum für biomedizinische Forschung aus New York ist dabei,
eine neuartige Form der Verhütung zu entwickeln. Diese ist
jedoch nicht für die Frau, sondern für den Mann
gedacht. Dabei wird ein Wirkstoff namens Adjudin zusammen mit einem
abgewandelten Hormon dem männlichen Organismus
zugeführt und macht den Mann vorübergehend
unfruchtbar. Es zerstört die Verbindung zwischen den noch
unreifen Keimzellen des Mannes und den Sertoli-Zellen, die für
die Bereifung der Spermienzellen verantwortlich sind. Diese Wirkung des
Stoffes Adjudin ist schon lange bekannt, konnte jedoch auf Grund der
starken Nebenwirkungen des Stoffes bislang nicht ausgenutzt werden.
Lösung des Problems ist nun das Hormon, das als
Trägerstoff dient und den Wirkstoff direkt in den Hoden
bringt. Dadurch wird verhindert, dass andere Organe geschädigt
werden. Die Wirkung ist reversibel, das heißt: Nach wenigen
Wochen ist die Fruchtbarkeit des Mannes wiederhergestellt. Diese
Methode wurde erfolgreich an Ratten erprobt und soll bald auch an
Männern getestet werden. Stefanie
Urano